David Brainerd (1718-1747)

Brainerd mit hochsensiblem Gewissen und der Sünde immer bewusst, suchte wie Martin Luther verzweifelt nach Frieden mit Gott. Im Alter von 20 Jahren begann er, ganze Tage für das Fasten und Gebet aufzuwenden, um Gottes Akzeptanz zu erlangen.

Es ist unmöglich, dass ein vernünftiges Geschöpf glücklich ist, ohne alles für Gott zu tun. Gott selbst könnte ihn auf keine andere Weise glücklich machen."

Lasst uns aber im Gutestun nicht müde werden, denn zur bestimmten Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten.“ - Gal. 6: 9 - [Rev. Elb.]

David Brainerd lebte kurz, nur etwas mehr als neunundzwanzig Jahre, von welchen er die letzten acht Jahre ein völlig geweihter Gläubiger an Christus war. Sein Leben und sein Wirken hatten jedoch so einen Einfluss, dass der große Evangelist John Wesley erklärte, dass jeder Prediger das von Jonathan Edwards veröffentlichte Buch „The Life and Diary of David Brainerd“ sorgfältig lesen sollte [In Deutsch: „Das Leben von David Brainerd: Tagebuch eines Indianermissionars“, 3L Verlag 2011]. 

Brainerd wurde am 20.04.1718 in Haddam, Connecticut (USA), als sechstes von neun Kindern von Hiskia und Dorothy Brainerd geboren. Sein Vater, ein Assistent des Oberhauses aus Connecticut, starb, als David nur neun und seine Mutter, als er vierzehn Jahre alt war.

Bekehrung zu Christus

Durch Vererbung neigte die Familie Brainerd tendenziell zu schlechter körperlicher Gesundheit und seelischer Depression sowie zu Schwächen, denen auch der junge David nicht entging. Mit der zusätzlichen Trauer, beide Elternteile in einem frühen Alter verloren zu haben, begann Brainerd seine Suche nach Gott. Als Jugendlicher wurde er ein ernsthafter Bibelstudent und ignorierte die verschiedenen Vergnügungen, die die meisten Jungen seines Alters anzogen. 

Brainerd mit hochsensiblem Gewissen und der Sünde immer bewusst, suchte wie Martin Luther verzweifelt nach Frieden mit Gott. Im Alter von 20 Jahren begann er, ganze Tage für das Fasten und Gebet aufzuwenden, um Gottes Akzeptanz zu erlangen. Schließlich erfuhr er im Juli 1739 im Alter von 21 Jahren im Gebet das, was er als eine religiöse Erfahrung beschrieb, was ihn mit Freude und dem Wunsch erfüllte, Gott zu verherrlichen.

Berufung zur Missionsarbeit

Kurz nach seiner Bekehrung schrieb sich Brainerd am Yale College ein, um sich auf den geistlichen Dienst vorzubereiten. In seinem zweiten Jahr wurde er aus gesundheitlichen Gründen nach Hause geschickt. Nach seiner Rückkehr stellte er jedoch fest, dass sich die Zustände am College geändert hatten. Prediger der Erneuerungsbewegung „Große Erweckung“ hielten Predigten wie „The Danger of a Unconverted Ministry“ [„Die Gefahr eines nicht bekehrten Dienstes“]. Viele Studenten waren begeistert von deren Glauben, während Fakultät und Mitarbeiter blieben aber ungerührt. Das Hochschulamt erlies sogar eine Vorschrift, die jegliche Kritik an der Verwaltung oder den Lehrern verbot. Während eines privaten Gesprächs wurde Brainerd beim Kritisieren eines Mentors und des Rektors belauscht und, obwohl er akademisch an der Spitze seiner Klasse war, wurde er vom College ausgewiesen. Diese Erfahrung verletzte ihn zutiefst, erwies sich jedoch als vorsehend, denn Gott hatte andere Pläne für David Brainerd. 

Einige Monate später erteilte eine Gruppe von Geistlichen, die mit der „Großen Erweckung“ sympathisierte (genannt Neue Lichter), Brainerd die Erlaubnis zu predigen. Sie schlugen vor, dass er unter der Schirmherrschaft der Bevollmächtigten der Gesellschaft für Verbreitung christlicher Bildung in Schottland [The Society in Scotland for Propagating Christian Knowledge, Abk. SSPCK] Missionar für die Indianer werden solle. Er nahm die Herausforderung an und begann im Frühjahr 1743 einen unglaublichen Dienst, der fast bis zum Ende seines kurzen Lebens dauerte.

Brainerd diente den amerikanischen Indianern in Massachusetts, New Jersey, Delaware, Pennsylvania und New York. Die wachsame Fürsorge Gottes war offensichtlich, was man in den vielen göttlichen Interventionen, die er erlebte, sehen konnte. Eine solche Erfahrung widerfuhr ihm, als er an der Gabelung des Flusses Delaware in Pennsylvania ankam und beabsichtigte, am folgenden Tag in eine indianische Gemeinde einzutreten, um das Evangelium zu predigen. Er wusste nicht, dass dort Krieger auf ihn lauerten, um ihn zu töten. Als sie sich aber seinem Zelt näherten, beobachteten sie ihn auf seinen Knien betend. Zur gleichen Zeit schlüpfte eine Schlange auf seine Seite und bereitete sich auf einen Angriff vor, aber ohne ersichtlichen Grund glitt sie davon. Die Krieger deuteten dies als Zeichen, dass er ein Prophet sei und hießen ihn herzlich willkommen.

Treues Ertragen der Leiden

Die Leiden, die Brainerd um des Evangeliums Willen ertrug, sind inspirierend für alle Christen, die dem Herrn dienen wollen. Körperliche Krankheit und Schmerz waren unerbittlich, besonders die der Tuberkulose, an der er mit zweiundzwanzig Jahren erkrankte. Trotz der schwächenden Symptome setzte er seinen Dienst fort, bis er dies nicht mehr tun konnte. 

Der Dienst für die Indianer wurde unter vielen physischen Schwierigkeiten verrichtet. Er lebte in einem Indianerzelt, ernährte sich dürftig, schlief auf Stroh und ritt oft im Regen ganze Tage zu Pferd (Es wird geschätzt, dass er zu Pferd 15.000 Meilen, d.h. rund 24.000 Kilometer, zurücklegte). 

Noch schlimmer war aber die immer wiederkehrende seelische Depression, die solche Wellen der Finsternis über seine Seele brachte, dass er sich nach dem Tod als Ausweg sehnte. Er ließ jedoch seinen Glauben an die Güte und Wahrheit Gottes nie los, obwohl er sie in Zeiten schwerer Depression eine Zeitlang nicht spüren konnte. Er schrieb in sein Tagebuch, er habe gelernt, seine Leiden als Segen zu betrachten, die dazu dienten, ihn von der Erde zu entwöhnen. Schließlich behauptete er, egal wie schwer sie würden, sie wären oft von großer Freude begleitet.

Fruchtbare Ergebnisse des Dienstes

Obwohl der Dienst von Brainerd unter den Indianern zunächst nur geringe Ergebnisse zeigte, segnete der Herr seine Arbeit dann doch wirkungsvoll. Es war ein großer Durchbruch, als sein Dolmetscher und dessen Frau zu Christus bekehrt und getauft wurden. 

Am Ende seines kurzen dreijährigen Dienstes hatten Hunderte der amerikanischen Indianer Christus angenommen. Eine Gemeinde zählte allein mehr als 130 Mitglieder. Brainerd selbst taufte Dutzende von Menschen. Neben den Predigten zu großen Mengen traf er sich auch mit Einzelpersonen und kleinen Gruppen, um den bereits gesäten Samen des Evangeliums zu bewässern. 

Während es seine Hauptaufgabe war, dass seine Zuhörer Christus annehmen und für Ihn leben, war er auch um ihr Wohlergehen im Allgemeinen besorgt und glaubte, dass gesunde Gemeinschaften einen ertragreicheren Boden für das Hören des Evangeliums darstellen würden. Dies motivierte ihn, Schulen zu bauen und starke Gemeinschaften zu fördern. David Brainerds Sorge um die, denen er diente, offenbarte seine große Liebe zu ihnen, aber aufgrund seines empfindsamen Gewissens ging er oft mit sich selbst ins Gericht, indem er glaubte, er solle noch größere Liebe haben.

Finale Erfahrungen

Brainerd erkrankte schließlich so sehr an Tuberkulose, dass er seinen aktiven Dienst nicht mehr fortsetzen konnte. Seine letzten neunzehn Wochen verbrachte er im Hause von Jonathan Edwards, wo er von dessen Tochter Jerusha versorgt wurde. Früher im Leben hatte er den Wunsch nach einem Seelenverwandten geäußert, und es scheint, dass er dies endlich in Jerusha fand. Ihre Hingabe kostete sie vier Monate später den Tod durch Tuberkulose.

 

Anstatt nach dem Verlust seiner Tochter verbittert zu sein, erklärte Edwards, es sei eine „gnädige Vorsehung“ für ihn und seine Familie gewesen, dass Brainerd während seiner letzten Krankheit und seines Todes bei ihnen gewesen ist. Er betrachtete es als Privileg, sein mutiges Beispiel besser kennenzulernen, es aufrecht zu erhalten und zu bezeugen.  

 

Einige seiner letzten Worte drücken sehr gut die völlige Hingabe seines Lebens an das Werk des Herrn aus: „Es ist unmöglich, dass ein vernünftiges Geschöpf glücklich ist, ohne alles für Gott zu tun. Gott selbst könnte ihn auf keine andere Weise glücklich machen. ... Es gibt nichts auf der Welt, wofür es sich zu leben lohnt, als Gutes zu tun und Gottes Werk zu vollenden, das Werk zu tun, das Christus tat. Ich sehe nichts anderes auf der Welt, was irgendeine Befriedigung bringen kann, als für Gott zu leben, Ihm zu gefallen und Seinen Willen zu tun.

Lehren aus Brainerds Leben

So fruchtbar David Brainerds Wirken auch war, sein vielleicht größtes Vermächtnis ist sein Leben und sein Beispiel, das seitdem unzähligen Christen Inspiration gab.

 

Er zeigte die Bereitschaft, sich und alles, was er besaß, zu opfern - sogar die natürlichen Bequemlichkeiten und die Freuden des Lebens - um jeden Moment dafür zu verwenden, dem Herrn zu dienen und das zu tun, wovon er glaubte, dass es der Wille des Herrn sei.

 

Er plante mehrmals am Tag Zeiten für Gebet ein, manchmal sogar ganze Tage. Gelegentlich suchte er eine Familie oder einen Freund auf, um mit ihnen zu beten. Er betete für ein heiligeres Leben, die Bekehrung und das geistige Wohlergehen der Indianer sowie die Weiterentwicklung von Gottes Werk in der Welt. Manchmal war er so in dem Geist des Gebetes vertieft, dass es ihm schwerfiel, aufzuhören und schlafen zu gehen.

 

Brainerds Tagebuch erzählt davon, dass er ganze Tage am Fasten war. Er fastete, wenn er sich dessen unsicher war, in welche Richtung sein Dienst gehen sollte. Sein oberstes Ziel des Fastens war jedoch, mehr geistige Tiefe und Nützlichkeit zu erlangen, um den Indianern das Evangelium und seine Kraft näher zu bringen. Oft findet man in seinem Tagebuch Aufzeichnungen über Erfolge in seinem Dienst oder über einen bemerkenswerten Segen nach intensivem Fasten und Gebet. Er ermutigte häufig auch andere zum Beten, Fasten und Studium.

 

Er trainierte auch die Ausdauer, trotz körperlichen und emotionalen Leidens, Einsamkeit und Schwierigkeiten, weiter danach zu trachten, Gottes Willen zu tun. Wie der Apostel Paulus betrachtete auch er sie als „Trübsal, die zeitlich und leicht ist“ (2. Kor. 4:17 Luth.). Er schätzte seine eigenen Kämpfe gering, indem er sagte, dass viele Kinder Gottes berufen wurden, größere Prüfungen zu ertragen.

 

Eine passende Huldigung des Lebens und Beispiels dieses mutigen christlichen Missionars finden wir in den Worten von dem amerikanischen Theologen John Piper:

 

Das Leben von Brainerd ist ein lebendiges, kraftvolles Zeugnis der Wahrheit, dass Gott kranke, entmutigte, niedergeschlagene, einsame, kämpfende Heilige nutzen kann und auch nutzt, die Tag und Nacht zu Ihm rufen, um erstaunliche Dinge zu Seiner Ehre zu vollbringen.

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